Gioulos Panayotis, der visionäre Schöpfer hinter Aktyna, setzt erneut neue Maßstäbe in der Akustik.
Welche Verbindung besteht zwischen Stanley Kubricks Film "Clockwork Orange" und dem deutschen Schauspieler aus der Zeit des "Seewolfs" Raimund Harmstorf?
Welche Rolle spielte der einst mächtige Grundig-Konzern und warum laufen sie alle in der nordrhein-westfälischen Stadt Bergisch Gladbach zusammen?
Das sind die Zutaten für die Geschichte des Unternehmens Transrotor alias Räke HiFi.
Wenn Sie eine Liste der zehn deutschen Schmieden aufstellen, die internationales Ansehen genießen. Das Unternehmen Räke HiFi und seine Marke Transrotor gehören zweifellos zu den drei führenden Unternehmen. Dass er so weit gekommen ist, verdankt der Firmengründer Jochen Räke seiner technischen Kompetenz, seinem kaufmännischen Geschick.
Der Ingenieur Räke hatte schon in seiner Jugend ein Faible für Plattenspieler. Bereits als Teenager baute er seinen ersten Plattenspieler aus einem britischen Bausatz.
Da Jochen Räke von der britischen Plattenspielertechnologie begeistert war, begann er Anfang der 1970er Jahre, Plattenspieler aus England zu importieren.
Er importierte ausschließlich Plattenspieler von David Gammon wie das Modell "Hydraulic Reference", die den deutschen Produkten technisch überlegen waren.
Allerdings hinkten die englischen Plattenspieler der deutschen Produktion in Bezug auf Qualität und Serienkonstanz hinterher.
In Großbritannien einzukaufen bedeutete für Räke, jeden importierten Plattenspieler erst einmal zu überprüfen und gegebenenfalls funktionsfähig zu machen.
Räke nahm schließlich seine eigenen Verbesserungen an den britischen Produktionen vor, und sein enger Kontakt zu David Gammon ermöglichte einen technischen Austausch. Räke betreute seine Kunden auch in Garantie- und Servicefällen. Neben Plattenspielern kaufte er auch jedes Mal, wenn er nach England reiste, große Mengen an Ersatzteilen.
Noch heute ist die Firma Räke HiFi / Vertrieb die erste Adresse für die Reparatur von alten Transkriptor-Plattenspielern .
1971 nahm Jochen Räke an der IFA-Ausstellung teil, was sich entscheidend auf seine weitere Entwicklung auswirkte. Die Fläche seines Standes war groß, der Gesamtbestand an Produkten bestand damals aus zehn identischen Plattenspielern. Einige Podeste wurden aus Brettern zusammengebaut, das Ganze war mit schwarzen Moltons bedeckt. Auf jedem der Podeste befand sich ein Plattenspieler, der von einem Spot beleuchtet wurde. Lautsprecher zur Untermalung der Ausstellung und schon war der Präsentationsstand fertig ...
1971 hatte Stanley Kubrick den Roman "A Clockwork Orange" von Anthony Burgess verfilmt - ein Film, der für alle Film- und Kulturschaffenden ein Muss war. Die Hauptfigur des Films, Alex, ist der Anführer einer kriminellen Bande, er ist in diesem Film extrem brutal. Alex hat eine Leidenschaft für Musik, vor allem für Beethoven, die ihm im Laufe der Geschichte zum Verhängnis wird. Und seine Lieblingsmusik hört er im Film über einen Transcriptor Hydraulic Reference Plattenspieler, der auf schöne Weise und aus verschiedenen Blickwinkeln in Szene gesetzt wird.
So kam es, dass die Prominenz aus Radio und Fernsehen, die in jenen Jahren die IFA besuchte, diesen Plattenspieler am Räke-Stand entdeckte.
Daraus resultierte unter anderem der Besuch eines großen, starken Mannes, der am Räke-Stand Platz nahm und sich aufmerksam die Plattenspieler anhörte. Dann wandte er sich an Räke und fragte ihn, ob er für ihn einen Plattenspieler aus Glas entwerfen könne. Räke antwortete mit "Ja!". Räke fragte daraufhin seinen Nachbarn, wer dieser Mann sei und erfuhr, dass es sich um Raimund Harmstorf handelte, der damals die Hauptfigur in der in Deutschland ausgestrahlten Fernsehserie "Der Seewolf " war.
Einige Wochen später lieferte Räke ihm den berühmten Glasplattenspieler. Dadurch erhielt er seine Eintrittskarte für die Münchner Schickeria, in der Raimund Harmstorf ihn als Pate betreute. Auf verschiedenen Veranstaltungen machte Harmstorf keinen Hehl daraus, wie zufrieden er mit Herrn Räkes Einrichtung war - was ihm neue Kunden bescherte.
Mit zunehmendem Erfolg wurde Räke bewusst, dass er sich mit den Qualitätsproblemen importierter Produkte auseinandersetzen musste. Transcriptor hatte schon lange eigene Modelle für Räke gebaut, so dass es 1973 an der Zeit war, mit einer eigenen Marke den Unterschied zu den englischen Modellen zu markieren. In Anlehnung an die Transcriptor-Modelle nannte Räke seine Marke Transrotor.
Die Zusammenarbeit mit David Gammon wurde erschwert, als Räke mehr und eigenständigere Transrotor-Modelle forderte, während Gammon sich auf den englischen Markt konzentrieren wollte. In der Folge entwickelte Räke schließlich sein eigenes Modell.
Die Teile kamen zunächst aus England, wo auch die Montage stattfand. Die Idee, die Plattenspieler in Deutschland herzustellen, wurde zunächst verworfen, da die Montage in Großbritannien wesentlich billiger war.
In den folgenden Jahren entwickelte Jochen Räke seine eigene Produktreihe. Dazu integrierte und entwickelte er die SME-Tonarme und ergänzte sein Angebot später um Tonabnehmer. Nach den Erfahrungen, die er mit den verschiedenen Plattenspielern gesammelt hatte, setzte er seine eigenen Schwerpunkte. Unter anderem ging es darum, Plattenspieler so einfach und stabil wie möglich zu bauen und sich dabei weitgehend auf genormte Industriekomponenten zu verlassen. So kann die Versorgung mit Ersatzteilen dauerhaft über einen langen Zeitraum sichergestellt werden.
Außerdem war er immer auf der Suche nach neuen Ideen zur Verbesserung seiner Chassis. Dies führte zu einem neuen Produkt, nämlich sehr stoßdämpfenden Gummifüßen.
Die dämpfenden Füße, die "Speaker Pucks" genannt wurden, erinnerten an die damaligen Plattenteller, die mit runden Zusatzgewichten ausgestattet waren.
Räke erzählt freudig, dass dieses Produkt den damals betroffenen Transrotor und viele andere Plattenspielerhersteller vor dem Aufkommen der Audio-CD und der japanischen Konkurrenz in den 80er Jahren gerettet hat.
Wer es selbst erlebt hat, kennt die Geschichte: Der Euphorie über das neue CD-Format folgte Ernüchterung.
Die Debatten über den "harten" digitalen Sound sorgten für viel Gesprächsstoff, was dazu führte, dass der wärmere analoge Sound wieder zum Maßstab wurde, an dem sich CD-Player messen lassen mussten.
Nach einer langen Phase der Flaute kehrte sich der Trend um und Vinyl wurde wieder stärker.
Außerdem konnten sich viele DJs nie wirklich mit CDs anfreunden. Viele von ihnen blieben der Vinylplatte treu, sodass das alte Medium bei der jüngeren Generation hohes Ansehen genoss.
Die Vinylschallplatte war wieder auferstanden. Bei den Hifi-Händlern gab es viele der Plattenspielermodelle nicht mehr und die Hersteller waren verschwunden. Die verbliebenen Unternehmen wie Transrotor erlebten in der Folge einen überraschenden Boom - und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen stieg die Nachfrage nach Plattenspielern wieder an, zum anderen verlangten die Kunden nach hochwertigen Abspielgeräten. Daran war auch die Audio-CD schuld.
Erstens gab es eine nicht zu unterschätzende Frustration, nämlich dass die Hersteller von CD-Playern sich bemühten, dem schlechten Zeugnis, das viele Audiophile ihren Geräten ausstellten, entgegenzuwirken, indem sie die D/A-Wandlung ständig veränderten: 16-Bit, 18-Bit und 20-Bit. Die Datenraten wurden um das Zweifache, Vierfache und Achtfache erhöht. Im nächsten Jahr waren die gerade erst entwickelten Geräte bereits veraltet. Außerdem wurde die Mechanik der CD-Spieler immer komplexer, denn die Lesesicherheit war das Ziel der Hersteller.
CD-Lademechanismen von oben waren ebenso in Mode wie CD-Spieler mit Riemenantrieb, gedämpfte Abspieleinheiten oder Gehäuse wie gepanzerte Tresore. All das natürlich zu immer höheren Preisen. Kein Wunder, dass die treuen Anhänger der Analogtechnik bereit waren, Geld in die Phonotechnik zu investieren - sie galt als reif und sicher für die Zukunft. Die mechanische Anstrengung, die von den CD-Herstellern aufgebracht wurde, bestätigte nur die Präzision der Analogtechnik.
Grundig kam 1986 zu Räke. Grundig war zu dieser Zeit ein Weltkonzern. Zunächst gingen ihre Ansätze zur Art und Weise der Zusammenarbeit weit über die Möglichkeiten von Transrotor hinaus. Durch geschickte Verhandlungen wurden jedoch Bedingungen durchgesetzt, die ihm eine Kooperation ermöglichten. So wurde das transparente Acryl des Classic schwarz, die verchromten Teile wurden vergoldet. Von da an hatte das Unternehmen Zulieferer in der Nähe gefunden, die die benötigten Teile herstellten. Kurze Wege und die Produktion von Kleinserien ermöglichten es dem Unternehmen auch, mit Neuheiten zu experimentieren. Es entstanden neue Transrotor-Modelle. Auf Anregung der Redaktion der Zeitschrift Stereo baute Räke die Quintessenz, bei der die Tischplatte von drei Motoren angetrieben wurde.
Ein Modell, dessen Linienführung an die Stahlindustrie in Bergisch Gladbach, dem langjährigen Sitz von Transrotor, erinnerte, wurde 1992 mit dem Iron vorgestellt, bei dem sowohl das Chassis als auch der Motor aus Stahl gefertigt waren. Es wurde sogar ein CD-Player hergestellt. Die Komplexität der Mechanik und Elektronik überzeugte die Zulieferer jedoch nicht, so dass es keine Großserie gab.
1998 kehrte Räke zur kreativen Arbeit zurück. Für Giovanni Ferrero (ja, DER Ferrero) konstruierte er mit Hilfe der Schwerkraft den ersten Plattenspieler, der sich, immer in der Horizontalen positioniert, eine Technik, die seither in allen Spitzenmodellen wie dem Artus oder dem Argo verwendet wird.
Heute liegen die Kompetenzen des Unternehmens in den Händen von Sohn Dirk Räke - was nicht bedeutet, dass Jochen Räke in den Ruhestand gegangen ist.
Einige Innovationen wie das modulare System, das es ermöglicht, viele Elemente wie Teller oder Lager für verschiedene Modelle zu verwenden, sorgen dafür, dass Transrotor heute eine große Auswahl an Modellen anbietet.
Transrotor erfüllt einerseits unterschiedliche Anforderungen an das Design der Geräte und andererseits technische Entscheidungen für die meisten Modelle. So sind einige Modelle mit dem neuen TMD-Getriebe ausgestattet, bei dem der Motor über einen Riemen eine Bodenplatte antreibt und die Übertragung auf die Hauptplatte über eine magnetische Kupplung erfolgt, so dass die Platte selbst keinen mechanischen Kontakt mehr zum Motor hat - was einen Einfluss des Motors auf die Platte endgültig verhindern soll. Hydrostatische Lager sind bei allen Modellen Standard.
Darüber hinaus können viele Modelle verbessert werden, z. B. durch das Hinzufügen von zusätzlichen Motoren oder Basen oder sogar durch das Aufrüsten mit einem TMD-Lager.
Räke hat immer im Hinterkopf, dass es sich hierbei um Entwicklungsstufen handelt, bei denen möglichst keine vorhandenen Teile überflüssig sind. Wann immer etwas geändert werden muss, um einen Plattenspieler weiterzuentwickeln, bietet Transrotor immer Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.
Denn trotz der möglichen Ebenen der Raffinesse wird behauptet, dass ein Plattenspieler immer ein komplettes System ist. Kein Kunde soll das Gefühl haben, einen Plattenspieler zu kaufen, der noch durch weitere Aufrüstungen ergänzt werden muss. Sehr sympathisch, diese Argumentation.
Ebenso sympathisch ist es, dass die Räkes den Anspruch haben, Plattenspieler für die Ewigkeit zu bauen.
Wie Räke senior sagt, kommt alles, was er jetzt tut, letztlich seinem Sohn zugute - und wer einen Transrotor-Plattenspieler kauft, kann sicher sein, dass er ihn vererben kann.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Transrotor tatsächlich von seinem Käufer vererbt wird, ist überraschend hoch. Zum einen, weil Transrotor-Plattenspieler aufgrund der hohen Verarbeitungsqualität sicherlich unbegrenzt funktionieren werden und aufgrund der Verwendung von standardisierten Bauteilen im Bedarfsfall immer repariert werden können.
Zum anderen, weil es so aussieht, als ob die Schallplatte auch in den nächsten Jahrzehnten noch ihren Platz haben wird. Während die Umsätze mit Audio-CDs zurückgehen und Medien wie SACD oder DVD-Audio sich nicht durchgesetzt haben, sind die Umsätze mit Schallplatten in den letzten Jahren kontinuierlich von Jahr zu Jahr gestiegen. Auf einem niedrigen, aber konstanten Niveau. Und in gewisser Weise ist es bezeichnend, dass mehr qualitativ hochwertige Aufnahmen auf einer Disc erscheinen als in Form von hochauflösenden Musikdaten. Vor über 125 Jahren hat Emil Berliner die Schallplatte erfunden. Und es sieht so aus, als würde sie sich trotz vieler Anfechtungen auch in den nächsten 125 Jahren halten.
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